Heimatverein Oberasbach

25-05-13_FN-Artikel_Führung_Petershöhe

Ein Stück Nürnberg in Oberasbach


Rainer Suck stellte sein Buch „Die Petershöhe – Ein Stück Nürnberg in Oberasbach“ bei einem Rundgang durch die Gegend seiner Kinder- und Jugendtage vor. Gekommen waren an die 100 Interessierte.
PETERSHÖHE Rainer Suck widmet ein Buch dem Ort seiner Kindheit, der nie ein eigenständiger Stadtteil wurde. Ein Spaziergang zog viele Menschen an. Artikel von Thomas Scherer

Wer die Petershöhe in Oberasbach betritt, spürt noch heute die Spuren einer bewegten Vergangenheit. Dieser besondere Ort, der es nie zum Gemeinde- bzw. Stadtteil geschafft hat, ist nun in einem bemerkenswerten Werk verewigt: Rainer Suck, selbst Sohn der Petershöhe, stellte kürzlich sein Buch „Die Petershöhe – ein Stück Nürnberg in Oberasbach“ vor.

Herausgegeben vom Heimatverein Oberasbach in einer limitierten Auflage von 250 Exemplaren, war bereits die Hälfte der Bücher nach kurzer Zeit verkauft. Erhältlich ist das Werk im Buchhandel sowie in der Rathausapotheke Oberasbach.

Rainer Suck, 1953 in der Gottfriedstraße 4 geboren, trat 2019 nach dem Tod seiner Mutter ein ganz besonderes Erbe an: Er bekam einen wahren Schatz an Dokumenten und historischen Fotografien über die Petershöhe. „Es stellte sich für mich die Frage, ob ich alles der Vergessenheit anheimfallen lasse oder versuche, eine Chronologie zu schaffen“, erzählt Suck.

Die Idee zum Buch war geboren – eine Liebeserklärung an die Heimat, „keine vollständige Chronik“, wie er betont. Beim Heimatverein mit seinem 1. Vorsitzenden Simon Rötsch und den Vorstandsmitgliedern Dagmar Nahler und Gerline Erhardt fanden sich sofort Fürsprecher für die Buchidee.

Lebhafte Anekdoten

Der promovierte Biologe lud während der Vorstellung auf der Petershöhe Zeitzeugen ein, weitere Geschichten und Fakten beizutragen. Zur Buchpräsentation an verschiedenen Schauplätzen, die standesgemäß in der Gottfriedstraße 4 – dem Geburtshaus des Autors – begann, strömten statt der erwarteten „kleinen Runde“ beinahe 100 Interessierte, die sich auf eine spannende Reise in die Vergangenheit begaben. Eingeleitet von Gerlinde Erhard, entführte Suck sein Publikum mit detailreichen Schilderungen und lebhaften Anekdoten in die Ursprünge der Petershöhe.

Diese wurzeln im Krisenjahr 1928: Mitten in der sich abzeichnenden Weltwirtschaftskrise mussten Schrebergärtner aus dem Nürnberger Stadtteil St. Leonhard ihre Parzellen auf Anordnung der Stadtoberen aufgeben und standen plötzlich ohne den geliebten Garten da.

Auf der Suche nach neuem Boden entdeckten sie, angeführt von dem tatkräftigen Konrad Hufer, ein zweieinhalb Hektar großes Stück Land nahe dem heutigen Haltepunkt Oberasbach – damals noch ländliches Terrain. Hufer bekam den Tipp von einem befreundetem Elektriker, der wiederum bei einem Arbeitsauftrag beim Oberasbacher Landwirt Peter von dessen Verkaufsabsichten erfuhr.

Dank der Unterstützung des Brauerei-Besitzers Mailänder, der den Kaufpreis von 18.500 Goldmark vorstreckte, konnten die 30 Familien das verkehrsgünstig an der Bahnlinie nach Ansbach gelegene Stück Land schon bald erwerben.

Mit Weitblick und Gemeinschaftssinn gründeten sie 1929 den Gartenbauverein Petershöhe, parzellierten das Areal in gleich große Teile von jeweils 750 Quadratmetern und errichteten erste schlichte Holzhäuser. Die Wasserversorgung gestaltete sich jedoch anfänglich mühsam: Täglich mussten Eimer mit Wasser vom nahegelegenen Bach geholt werden.

Noch heute speist das Rinnsal den Löschwasserteich in Rehdorf. Erst der gemeinschaftliche Bau eines Brunnens mit Unterstützung durch eine Fachfirma aus Nürnberg brachte spürbare Erleichterung. Das weithin hörbare und immer wiederkehrende Pumpgeräusch prägte Sucks Kindheitserinnerungen ebenso wie die Geschichten seiner Großmutter und Eltern. Die Petershöhe entwickelte sich indes rasch weiter. Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden hier viele vertriebene Sudetendeutsche eine neue Heimat und errichteten Häuser aus Stein, die zum Teil heute noch von den gleichen Familien bewohnt werden wie vor über 75 Jahren.

Die Leonhardstraße, die sich heute durch die Siedlung schlängelt, erinnert indes an die Nürnberger Wurzeln der ersten Siedler. Bis heute sind noch Nachkommen der ursprünglichen Familien auf der Petershöhe ansässig. Ihre Erinnerungen bereichern Sucks Werk ebenso wie der Wissensschatz, der bei einem begleitenden Rundgang gesammelt wurde. „Die Petershöhe ist mehr als nur ein Ort“, fasste Suck seine Motivation zusammen. Ein ebenfalls in den fünfziger Jahren dort geborener Oberasbacher brachte es so auf den Punkt: „Sie, die Petershöhe, ist ein Stück gelebter Geschichte, ein Symbol für Zusammenhalt, Mut und Heimatliebe.“

Wer das schön zu lesende 60-seitige Buch zur Hand nimmt, taucht ein in diese Welt – voller harter Anfänge, aber auch voller Hoffnung, Gemeinschaftssinn und einer tiefen Verbundenheit zur neuen Heimat.

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